NORWEGEN – Huskys in Svalbard (2)

Aus dem Reisetagebuch Teil 2 – Ende Oktober 2019

Bevor ich von unseren Unternehmungen in Spitzbergen berichte, eine kurze Klärung ob es denn nun Spitzbergen ist oder Svalbard. Also – Spitzbergen ist die größte Insel der Svalbard-Gruppe zu der auch Inseln wo Nordostland, Barentsoya, Edgeoy und Prinz-Karl Vorland gehören. Savlbard, die kühle Küste, liegt im Arktischen Ozean zwischen 78° bis 81°Grad nördliche Bereite. Entdeckt wurde es 1596 durch den niederländischen Entdecker Willem Barentsz  – ja genau der mit der Barentsee.
Die Küsten Spitzbergens sind stark zerklüftet mit Fjorden, 60% der Fläche sind Gletscher, der Rest steinige Küste und sumpfige Tundra. Grundsätzlich ist das Klima arktisch, die Westküste treffen jedoch noch die Ausläufer des Golfstroms, was das Klima etwas milder macht und die Gegend überhaupt erst bewohnbar macht.
Der größte Ort Spitzbergens und der gleichzeitige Verwaltungssitz ist Longyearbyen, gegründet 1906 vom Kohlemogul John Longyear, hat heute etwa 2.200 Einwohner und noch ein aktives Kohlebergwerk, das der Versorgung des örtlichen Kohlekraftwerks dient. An anderen Orten auf der Insel wird der Kohleabbau noch aktiver betrieben.
Longyearbyen ist auch Zentrum der Polarforschung und beliebtes Ziel für Kreuzfahrttouristen. Da hier alles Permafrostboden ist, stehen die bunten Holzhäuser im skandinavischen Stil auf Stelzen. Und dass man den Ort um Schutz vor Eisbären nur mit Gewehr verlassen darf, haben sicher die meisten schon mal wo gehört. Und da dem so ist, wird man im Supermarkt und im Hotel auch gebeten seine Waffe vor der Tür zu lassen.
Angeblich gibt es auch mehr Snowmobile als Einwohner.

Bevor Spitzbergen im Kohlebusiness war, war es groß im Walfang- Geschäft (die Nachfrage nach Öl aus Walfett war in Europa sehr groß) und Fellbusiness (von Eisbären, Polarfüchsen und Robben).

Die Landschaft ist unwirklich – die Berge versinken im totalen weiß. Keine Steilflanke die schneefrei geblieben ist. Dennoch sind manche Gipfel recht steil.Weiß, weiß und nochmal weiß. Dazu der dunkelblaue Ozean.
Und in dieser weißen Wüste, waren wir Hundeschlitten fahren. Die Schlittenhunde, eine Mischung aus den Grönländischen Huskys, die wohl zähsten, anspruchslosesten und ausdauerndsten Hunde die man sich denken kann, perfekt für diese extremen Bedingungen und Alaska Huskys – die schnellsten unter den Huskys, sind die hyperaktivsten, aufgeregtesten Hunde die ich je gesehen habe – aber auch sehr lieb.

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Bevor wir sie vor den Schlitten gespannt haben, wurden sie erstmal gestreichelt und das Geschirr angelegt – und dabei gab es kein still sitzen, sondern nur herumspringen, hinaufspringen und die Schuhe auf Essbarkeit testen. 8 Hunde wurden vor unseren Schlitten für 3 gespannt – vorne die schlausten und umgänglichsten und hinten die größten Unruhestifter und immer ein Männchen und ein Weibchen nebeneinander. Und dann ging es los ins endlose Weiß, die Hunde wollten nur eins – laufen, laufen, laufen, laufen und laufen. Ich durfte auch fast die ganze Zeit den Schlitten steuern, was eigentlich gar nicht so schwer war. Was aber mehr an den perfekt trainierten Hunden lag als an meinen Hundeführerqualitäten. Und wir haben in der Ferne ein paar Rentiere gesehen.
Nach der Ausfahrt durften wir noch die Welpen knuddeln und haben in der rustikalen Holzhütte Kakao getrunken und Kekse gegessen. Was soll ich zusammenfassend dazu sagen? Hunde, Hundewelpen, atemberaubende Landschaft und Kakao? Was kann man sich mehr wünschen?

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Seit gestern herrscht in Spitzbergen Polarnacht – was nicht heißt, dass es den ganzen Tag dunkel ist. Nur die Sonne schafft es nicht mehr über den Horizont, daher ist es dämmrig, was in der Kombination mit der weißen Landschaft für ein diffuses blaues Licht und eine ganz eigene, spezielle Stimmung, die sich blaue Stunde nennt. Und dafür sind wir hier!

Nach der Hundeschlittenausfahrt gab’s Mittagessen in einem Lokal im Zentrum, das auch Walfisch-Burger auf der Karte hatte. Ja, Walfisch! Norwegen darf pro Jahr noch 1.600 Zwergwale jagen und töten. Zwar hat auch der hiesige Supermarkt Walfleisch im Angebot, aber insgesamt ist die Nachfrage nur mehr minimal und das Walfleisch stapelt sich in den Kühlhäusern und darf auch nicht exportiert werden.

Und dann ging’s noch ins liebevoll gestaltete Svalbard Museum, das die Insel von allen erdenklichen Standpunkten aus erklärt – die Flora und Fauna, die Gletscher, die Geologie, den Bergbau, die Entdeckung der Insel, die Menschen usw. Der Besuch hat sich gelohnt und ich habe viel gelernt.

Dass es so früh finster wird hat auch einen großen Vorteil – man hat viel Zeit. Viel Zeit zu lesen – „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ über die österreichisch-ungarische Arktisexpedition oder norwegische Märchen zum Beispiel. Wobei mir bei den Geschichten über die trostlose Polarnacht und das Überwintern auf Schiffen festgefroren im Eis wie es bei Arktisexpeditionen dereinst üblich war noch kälter wird.
Und noch was – die Innenräume hier sind immer heillos überheizt und ich husche nur im T-Shirt herum, draußen bin ich ein dick eingepacktes und vermummtes Michelin-Männchen.

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Zur Info:
Die Hundeschlittenfahrt war mit Green Dog Svalbard – ihre Hundwelpen sind süß!
Der Link: https://greendog.no/

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