Da die Straßen in Ägypten, vorsichtig ausgedrückt, miserabel sind, ist es wohl am angenehmsten die Monumente der Pharaonenzeit mit dem Schiff zu besuchen.
Nilkreuzfahrten erfreuten sich schon im 19. Jahrhundert größter Beliebtheit und spätestens Agatha Christi hat sie mit „Tod am Nil“ unsterblich gemacht. Gut, Tui und Co haben sie massentauglich gemacht und die dazugehörigen Massen ins Land geholt – aber auch leistbar. Dazu haben sie die Reisepläne perfektioniert. In kurzer Zeit kann man viel erleben und die wichtigsten Tempel und Grabanlagen kennen lernen. Wobei der Müßiggang am Schiff auch nicht zu kurz kommt. Mit einer Feluke mag man mehr von Land und Leuten sehen, auch mal auf kleinen Inseln anlegen und picknicken können, das ganze persönlicher und ruhiger gestalten – aber nicht jeder mag sich die Zeit dafür nehmen.
Aktuell schippern 250 Schiffe zwischen Luxor und Assuan hin und her. Neue dürfen momentan keine vom Stapel gelassen werden. Vom Bautyp sind sie sich fast alle ziemlich ähnlich – geringer Tiefgang, breiter Rumpf, kleine Kabinen, eventuell mit Pool und immer mit Sonnendeck. Seekrank sollte keiner werden – die Bewegungen des Schiffs sind kaum spürbar.
Die Kabinen sind klein, aber fein, haben Panoramafenster, Fernseher, Badezimmer, Sitzecke, Schreibtisch und Klimaanlage. Ich habe sie auf meinem Schiff auch als sehr sauber empfunden.
Das Schiff hat ein Restaurant, einen Saloon, ein Sonnendeck, einen kleinen Pool – und auf dem meinen wurden auch Massagen angeboten.
Neben dem Reiseprogramm wurde auch die Geldmacherei perfektioniert – ein Fotograf dokumentiert das Geschehen an Bord und verkauft teure, überbelichtete Erinnerungsbilder. Ein kleiner Laden bietet Souvenirs, Gold- und Silberschmuck und den eigenen Namen in Hieroglyphen als Anhänger. Außerdem begleitet ein Kameramann die Reise und presst bauchtanzende Urlauber, unterlegt mit orientalischer Musik auf DVDs für das Heimkinovergnügen. Das kann man finden wie man will, es aber auch ignorieren.
Mahlzeiten gibt es drei pro Tag – in Buffetform mit solider europäisch-internationaler-ägyptischer Fushion-Küche – plus, das britische Empire lässt grüßen – einer Teezeit mit Kuchen und Shortbread.
Die Distanzen die man jeden Tag zurücklegt sind relativ gering – die Fahrzeit beträgt rund vier Stunden pro Tag. Die Reise von Luxor nach Assuan dauert drei Tage für rund 200km.
Was gibt es zwischen Luxor und Assuan zu sehen, außer saftiges Grün am Nilufer und Wüste dahinter? Das Tal der Könige, den Hatschepsut-Tempel, Karnak- und Luxor-Tempel, Edfu, Kom Ombo und in Assuan den Staudamm und die nubischen Dörfer. Da die Schleusen des Dammes nicht für Kreuzfahrtschiffe ausgelegt sind, ist die Schiffsreise in Assuan zu Ende – außer man steigt auf ein Schiff am Nasserstausee um.
Möchte man Abu Simbel nicht verpassen, muss man daher entweder per Bus oder Flugzeug weiterreisen. Hier sei noch einmal erwähnt – das Reiseprogramm wurde perfektioniert, d.h. in der Früh geht der Flug von Assuan nach Abu Simbel, ein paar Stunden Zeit für die Besichtigung der Tempelanlage und anschließend Weiterflug nach Kairo. Warum man für eine so kurze Distanz in den Flieger steigen sollte? Weil die Straßen, vorsichtig ausgedrückt, miserabel sind!
Wem es bei dem Wort Gruppenreise kalt den Rücken hinunterläuft, dem sei von einer Nilkreuzfahrt abgeraten. Auf Grund der Zeitpläne sind individuelle Ausflüge nur schwer möglich. Wer möglichst viel sehen und erleben möchte und das in kurzer Zeit – Nilkreuzfahrten sind ein fantastisches Erlebnis!