Aus dem Reisetagebuch Teil 1 – Ende Oktober 2019
Tromsø, das Tor zur Arktis, dereinst Ausgangspunkt für zahllose Schiffsreisen und Expeditionen in den hohen Norden, zum Nordpol und zur Suche der Nordwestpassage. Roald Amundsen ist von hier aufgebrochen und deshalb steht ihm zu Ehren auch sein Abbild in Bronze im Stadtzentrum. Aber nicht nur er. Heute ist für zahllose Touristen aus allen Herren Ländern das Tor zur Arktis, Ausgangspunkt für Nordlichter-Touren und andere nordische Aktivitäten.
Der Fischfang hat Tromsø reich gemacht – besonders der getrocknete Kabeljau der schon vor Hunderten von Jahren in südlichere Teile Europas exportiert wurde. Ein weiterer Beiname der Stadt ist auch Paris des Nordens. Die Männer waren früher oft wochenlang auf hoher See und wenn sie zurückkehrten warfen sich Frauen auf Ehemannsuche in ihre besten Pelze und spazierten die Sjogata (Haupteinkaufsstraße) auf und ab um bemerkt und geheiratet zu werden. Und irgendjemand meinte dann mal, das wäre ja wie in Paris mit den feinen Damen.
Das Klima in Tromsø, das jenseits des Polarkreises liegt, ist milder als an anderen Orten selber Breitenlange, da die Stadt noch etwas vom Golfstrom abbekommt. Dennoch ist es ein Ort der Extreme – im Sommer geht die Sonne wochenlang nicht unter (Mitternachtssonne), im Winter herrscht zwei Monate ewige Dunkelheit (Polarnacht).
Im Hafen liegen Fischerboote – keine kleinen Nussschlagen, sondern massive Schiffe mit Stahlrumpf, die auch ein kleines Eisschöllchen nichts anhaben kann. Mein Hotel liegt an eben diesem Hafen – und besticht nicht nur mit der Lage, sondern auch mit inkludiertem Waffelsnack am Nachmittag und Buffet am Abend. Die Temperaturen liegen aktuell um den Gefrierpunkt und es liegt schon Schnee. Das schmeichelt der Landschaft.
Eine kleine, insgesamt zweieinhalbstündige Wanderung auf den Rotinden (470m) deren Startpunkt man easy in 20min mit dem Bus von Tromsø aus erreichen kann, war mein Auftakt der Reise. Und bei strahlendem Sonnenschein und atemberaubender Fernsicht war das auch die richtige Wahl. Start war beim Langlaufzentrum – für Norweger ist Langlaufen übrigens das was für die Österreicher Ski fahren ist. Sie dominieren alle internationalen Wettkämpfe, es ist aber auch Volkssport Nummer 1. Auf einem schneebedeckten Weg ging es stetig bergauf und mit jedem Höhenmeter wurde der Ausblick auch atemberaubender. Das Meer glitzerte in der Sonne, der Wind war eisig, aber das Bergpanorama hat die erfrorenen Finger vergessen lassen. Vom Gipfel aus, sah man nicht nur das Meer Richtung Tromsø, weiße schneebedeckte Berge, sondern auch den Kaldfjord und ganz leicht am Horizont das offene Nordmeer.
Auf den sonnigen Tag folgte auch eine sternenklare Nacht – perfekt um sich auf die Jagd nach Nordlichtern zu machen. Gesagt, gebucht. Um 18Uhr wurden wir mit einem Mini-Bus vom Hotel abgeholt und dann gab’s erstmal ein kurzes Briefing bei Kaffee und Tee. Was der Abend bringen würde, wohin wir fahren würden, dass die Farbe der Nordlichter von der Höhe abhängt in denen die Sauerstoffatome angeregt werden. Das grüne Licht entsteht bei Reaktionen in einer Höhe von 100km, rotes Licht in Höhen von 200km und violettes Licht in niedrigeren Schichten. Und dann ging es los – weg von den Lichtern der Stadt, hinaus in die wilde Natur Norwegens. Plötzlich – STOPP! Alle raus aus dem Bus und da waren sie – die Nordlichter! Der Himmel sah aus als würde er in grünen Flammen stehen und die Lichter führten einen wilden Tanz auf! WOW! Wäre das alles gewesen für diesen Abend, wäre das schon mehr als genug gewesen. Aber es war nur der Auftakt! Wir fuhren in eine kleine Bucht, die Rentierfelle wurden ausgelegt, der Feuerkorb angezündet, heiße Schokolade ausgeschenkt und das Schauspiel am Himmel beobachtet. Der Himmel war tiefgrün und die Lichter zogen Schlieren über den Himmel! Aber es wurde noch surrealer – immer wieder begann das Plankton im Wasser zu glitzern und zu leuchten. Und dazu Sternschnuppen. UNGLAUBLICH!
ZUR INFO:
Wanderung auf den Rotinden
Die Inspiration und die Informationen zur Wanderung auf den Rotinden stammen von den Nerd Nomads und die haben noch Vorschläge zu weiteren Wanderungen – https://nerdnomads.com/hikes-in-tromso
Nordlichtertour
Die Nordlichtertour war mit Northern Norway Travel in einem Mini-Bus. Ich war mit der Organisation sehr zufrieden und würde sie weiterempfehlen.
Gebucht habe ich die Tour Tags zuvor.
Link: https://northernnorwaytravel.no/tour/northern-lights-chase/