TRANSSIBIRISCHES TAGEBUCH (7) – Von Irkutsk nach Ulan Ude

Etappe: Irkutsk – Ulan Ude
Kilometer: 5.153 bis 5.609KM
Zughaltestellen: Irkutsk – Sludjanka – Ulan Ude

Mein Getippe wird wieder vom Rattern des Zuges begleitet. Von Irkutsk (Kilometer 5.153) geht es lange Zeit dem Baikalsee entlang nach Uland Ude (Kilometer 5.609). Ulan Ude, so heißt es im Reiseführer, soll die erste Stadt entlang der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn sein, in der man sich wie in Asien fühlt.
Aber bevor ich mich wie in Asien fühlen, fühl ich mich erst mal wie am Meer! Wenn man aus dem Zugfenster schaut, sieht man oft nur Wasser bis zum Horizont – und nichts was diesen begrenzen würde. Zwischen Bahntrasse und See gibt es oft sandige Strände auf denen Leute ihre Zelter aufgebaut haben und es nach Sommer am Meer aussieht. Sonst immer wieder ehemalige Fischerdörfer – einer der Bahnhöfe heißt sogar Bahnhof Fischfabrik.

Und der Zug ist durch den ersten Tunnel gefahren! Um genauer zu sein gleich zwei Tunnel! Kurz bevor die Strecke entlang des Baikalsees begonnen hat, sind wir durch hügeliges benadelwaldetes Gelände gefahren – und plötzlich ists draußen finster geworden. Mehr als 5.000 Kilometer ohne Tunnel, könnt ihr euch das aus österreichischer Sicht vorstellen?

Dies ist die kürzeste Etappe meiner Reise – nur acht Stunden lang – und ich genieße den Luxus nur zu zweit im Abteil zu sein. Habe die Tür offen stehen, die Vorhänge zur Seite geschoben und kann so auch von einer liegenden Position aus auf den See schauen. Dabei weht der Duft von geräuchertem Omul durch die Abteile.

Nach 200 Kilometer den See entlang ist der Zug dann Richtung Südosten abgebogen. Von da an ein sehr vertrautes Bild – BIRKENWALD!
Aber nicht umsonst gilt die Strecke von Irkutsk nach Ulan Ude als die landschaftlich abwechslungsreichte – auf Birkenwald folgt Flußtal. Das des Selenga Flußes, der von sanften Hügeln und kleinen Siedlungen umgeben ist. Und zahlreichen Industrieruinen. Lost Places Fotografen hätten hier ihre Freude.

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Ulan Ude

Mittlerweile bin ich in Ulan Ude im Hotel. Ist Uland Ude nun das Tor Asiens? Hmmm…die Architektur unterscheidet sich nicht von der in anderen bisher besuchten Städten, das Essensangebot ist auch nicht asiatischer als bisher, ein größerer Teil der Bevölkerung scheint von Dschingis Khan abzustammen als anderswo. Aber ist das asiatischer? Und ich würde mal sagen 90% der Autos sind rechts gesteuert. Wie das kommt? Japan, wo auf der falschen Seite gefahren wird, entsorgt…sorry…exportiert seine alten Autos nach Russland. Die ersten dieser Autos haben wir in Nowosibirsk bemerkt und von Stadt zu Stadt wurden es mehr, bis sie hier die geschätzten 90% erreicht haben.

Morgen zeitig in der Früh steige ich für meine längste Etappe in den Zug – Ulan Ude nach Chaverovsk. 50 Stunden. Und 22 dieser 50 Stunden ohne Haltestelle.

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Das Wahrzeichen von Ulan Ude: Lenins Kopf

 

 

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